Kunst & Architektur in Brasilien
Beginn der Kolonialzeit
Eine nennenswerte Architektur- oder Kunstgeschichte Brasiliens beginnt daher erst mit der Kolonialisierung durch die Portugiesen. Gebäude aus der Anfangszeit der Herrschaft der Europäer zeichnen sich durch ihre Einfachheit aus. Es war schlicht der Mangel an Materialien, der die Bauvorhaben stark einschränkte.
Typisch für diese Epoche waren weiße Häuser mit roten Dachziegeln aus Lehm. Farbe wurde meist nur bei der Dekoration von Tür- und Fensterrahmen eingesetzt. Wenn du dich für diese Architektur interessierst, wirst du noch heute im Paraty fündig. Keine Stadt in Brasilien verfügt über eine so intakte Architektur aus der Kolonialzeit.
Mit dem Gold kam der Prunk
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es erste Goldfunde in Brasilien, das Geld wurde in den Bau von pompösen Kirchen und öffentlichen Gebäuden investiert. Inspiriert wurden die Künstler und Architekten der Zeit stark von lokalen Einflüssen, weshalb sich der Baustil deutlich vom europäischen Stil der Zeit unterschied. In diesem Zusammenhang wird oft von der mineirischen Architektur gesprochen, da sich besonders in diesem Landesteil Brasiliens ein neuer Baustil entwickelte.
Einen weiteren Schub erlebte die Architektur des Landes zu Beginn des 19. Jahrhunderts, verbunden mit dem Exil der portugiesischen Königsfamilie. Von Napoleon Bonaparte nach Südamerika vertrieben, brachte sie ihre eigene Kunst und Architektur mit nach Übersee. Mit dem Neoklassizismus veränderte sich das Stadtbild vieler brasilianischer Städte nachhaltig. Dächer wurden schmaler, Fenster und Türen erhielten Rundbögen und statt weißer Wände wurden bunte Farben verwendet.
Je weiter man ins Landesinnere schaute, umso stärker vermischte sich der neoklassische Stil mit dem lange Zeit vorherrschenden Kolonialstil. Schön zu sehen ist das an den Fazendas der Zeit, großen Rinderfarmen im Hinterland großer Städte wie Rio de Janeiro oder Sao Paulo. Beim Bau dieser großen Anwesen wurden die Vorteile des Kolonialstils mit den Vorzügen der neuen Bauweise gepaart.
Das moderne Brasilien
Mit der Neuzeit setzte sich in dem südamerikanischen Land ein ähnlicher Baustil wie in Europa durch. Prunkvolle Bauten wichen immer mehr Gebäuden aus Glas und Beton, statt auf Prunk wurde ein eleganter und moderner Baustil gewählt. Das Land brachte einige bekannte Architekten hervor.
Heutige Architekten genießen weltweit einen sehr guten Ruf für ihre modernen und technisch ausgefallenen Ideen. Unwiderruflich ist ein Name ganz eng mit der Architektur in Brasilien verbunden - Oscar Niemeyer.
Der Vater von Brasília
1922 wurde in Brasilien der Grundstein für den Bau einer neuen Hauptstadt begonnen - Brasília. Die Planhauptstadt wurde sollte das neue politische Zentrum des Landes werden, doch sie wurde auch zu einem Lebenswerk von Oscar Niemeyer. In der Funktion als Chef des staatlichen Bauamtes war der Architekt für die Gestaltung aller öffentlichen Gebäude in der Stadt verantwortlich.
83 öffentliche Gebäude wurden nach seinen Plänen allein in Brasilia gebaut. Es handelt sich um elegante Betonkonstruktionen, Gebäude, die physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu trotzen schienen. Als Inspiration für seine Bauwerke dienten Niemeyer nach eigener Aussage die Rundungen einer brasilianischen Frau. In Brasilia kannst du dir beispielsweise den "Nationalkongress" und den "Alvorada-Palast" anschauen. Neben der "Catedral Metropolitana Nossa Senhora Aparecida" gehört zweifelsohne auch die Kathedrale von Brasília zu den berühmtesten Bauwerken des Architekten, die in Brasília zu bewundern sind.
Im Alter von 104 Jahren starb Niemeyer 2012 in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro. Weit mehr als 580 Projekte wurden nach seinen Vorstellungen in aller Welt gebaut. Einen solchen unverwechselbaren Eindruck seiner Architektur hinterließ er aber nur in Brasilia.