Fußball-Weltmeisterschaft 1950 in Brasilien
WM 1950 – neuer Turniermodus
Die Brasilianer wollten ein Spektakel veranstalten. Außerdem plädierten sie für eine Gruppenphase. »So werden Zufälligkeiten und Ungerechtigkeiten weitgehend verhindert«, meinte Brasiliens Delegierter Sotero Cosme. Die FIFA beschloss die Mannschaften auf vier Gruppen aufzuteilen. Die Gruppensieger sollten in der Finalrunde gegeneinander spielen. Die Mannschaft mit den meisten Punkten würde Weltmeister. Auch der Pokal bekam einen neuen Namen: Jules Rimet Trophäe, zu Ehren des FIFA-Präsidenten Rimet, der nun schon 25 Jahre im Amt war.
England erstmals dabei
Die Engländer beendeten ihren WM-Boykott. Nachdem Großbritannien 1947 den Rest Europas in einem Spiel 7:1 vom Platz gefegt hatte, galt England als einer der heißesten Titelanwärter. Es gab aber wiederum mehrere Absagen. Argentinien hatte Ärger mit Brasilien, Österreich wollte nicht in der Qualifikation gegen die Türkei antreten, Frankreich verzichtete auf die lange Reise. Indien hätte gern teilgenommen, aber sie wollten barfuß antreten. Die FIFA verbot es und Indien sagte ab. Deutschland war noch gesperrt, obwohl es viele Fürsprecher für eine Teilnahme gab.
Sensation in der Vorrunde
Nur 13 von 16 Mannschaften nahmen schlussendlich am Turnier teil. Das führte zu Verzerrungen. Es gab zwei Vierer-, eine Dreier- und eine Zweiergruppe. Uruguay brauchte nur ein Spiel zu bestreiten, um in die Finalrunde einzuziehen. England blamierte sich gegen die USA und schied schon nach der Vorrunde aus. Auch Italien verlor das Duell um Platz eins gegen Schweden. Gastgeber Brasilien hielt sich schadlos, konnte aber noch nicht überzeugen.
Uruguay schockt Gastgeber
In der Finalrunde legten Zizinho, Ademir, Jair und Co. richtig los. Schweden wurde mit 7:1, Spanien mit 6:1 besiegt. Im letzten Spiel gegen Uruguay reichte schon ein Punkt zum Titel. Fast 200.000 Zuschauer waren im Maracanã-Stadion. Doch sie trauten ihren Augen nicht, als Uruguay das Spiel mit 2:1 gewann und zum zweiten Fußball-Weltmeister wurde.
Gruppe A - Brasilien holt Gruppensieg
Der Gastgeber hatte wenig Mühe, seine Gruppe zu gewinnen. Lediglich gegen die Schweiz gab es ein blamables und sogar etwas glückliches Unentschieden.
Pl. | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
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1. | Brasilien | 3 | 2 | 1 | 0 | 8:2 | +6 | 5:1 |
2. | Jugoslawien | 3 | 2 | 0 | 1 | 7:3 | +4 | 4:2 |
3. | Schweiz | 3 | 1 | 1 | 1 | 4:6 | −2 | 3:3 |
4. | Mexiko | 3 | 0 | 0 | 3 | 2:10 | −8 | 0:6 |
24. Juni 1950 in Rio de Janeiro | |||
Brasilien | – | Mexiko | 4:0 (1:0) |
25. Juni 1950 in Belo Horizonte | |||
Jugoslawien | – | Schweiz | 3:0 (0:0) |
28. Juni 1950 in São Paulo | |||
Brasilien | – | Schweiz | 2:2 (2:1) |
28. Juni 1950 in Porto Alegre | |||
Jugoslawien | – | Mexiko | 4:1 (2:0) |
1. Juli 1950 in Rio de Janeiro | |||
Brasilien | – | Jugoslawien | 2:0 (1:0) |
2. Juli 1950 in Porto Alegre | |||
Schweiz | – | Mexiko | 2:1 (2:0) |
Gruppe B - England blamiert sich
England gewann sein erstes WM-Spiel mit 2:0 gegen Chile. Im zweiten Spiel gegen die USA wurde Superstar Stan Matthews geschont und musste mit ansehen, wie sein Team sensationell mit 0:1 verlor. In England mochte man der Nachricht überhaupt nicht glauben und dachte an einen Druckfehler. Einige Zeitungen meldeten deshalb 10:1 anstatt 0:1.
Dennoch war für die Engländer noch nicht alles verloren. Ein Sieg gegen Spanien, mit zwei Toren Unterschied, hätte für den Gruppensieg gereicht. Doch die Spanier gewannen, durch ein Tor von Zarra, mit 1:0 und England war ausgeschieden.
Pl. | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | Spanien | 3 | 3 | 0 | 0 | 6:1 | +5 | 6:0 |
2. | England | 3 | 1 | 0 | 2 | 2:2 | ±0 | 2:4 |
3. | Chile | 3 | 1 | 0 | 2 | 5:6 | −1 | 2:4 |
4. | USA | 3 | 1 | 0 | 2 | 4:8 | −4 | 2:4 |
25. Juni 1950 in Rio de Janeiro | |||
Chile | – | England | 0:2 (0:1) |
25. Juni 1950 in Curitiba | |||
USA | – | Spanien | 1:3 (1:0) |
29. Juni 1950 in Belo Horizonte | |||
USA | – | England | 1:0 (1:0) |
29. Juni 1950 in Rio de Janeiro | |||
Chile | – | Spanien | 0:2 (0:2) |
2. Juli 1950 in Rio de Janeiro | |||
England | – | Spanien | 0:1 (0:0) |
2. Juli 1950 in Recife | |||
Chile | – | USA | 5:2 (2:0) |
Gruppe C - Italien scheitert früh
Titelverteidiger Italien trat trotz der Flugzeugkatastrophe von Superga 1949 an, bei der die gesamte Mannschaft des AC Turin ums Leben gekommen war. Verständlicherweise reiste die geschwächte italienische Nationalelf per Schiff nach Brasilien. Eine 2:3 Niederlage gegen Schweden bedeutete das Ende aller italienischen Hoffnungen.
Pl. | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
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1. | Schweden | 2 | 1 | 1 | 0 | 5:4 | +1 | 3:1 |
2. | Italien | 2 | 1 | 0 | 1 | 4:3 | +1 | 2:2 |
3. | Paraguay | 2 | 0 | 1 | 1 | 2:4 | −2 | 1:3 |
25. Juni 1950 in São Paulo | |||
Schweden | – | Italien | 3:2 (2:1) |
29. Juni 1950 in Curitiba | |||
Paraguay | – | Schweden | 2:2 (1:2) |
2. Juli 1950 in São Paulo | |||
Paraguay | – | Italien | 0:2 (0:1) |
Gruppe D - Uruguay hat leichtes Spiel
Da die Türkei, Schottland und Frankreich nicht antraten, gab es nur ein Spiel zwischen Uruguay und Bolivien (8:0).
Finalrunde - Der Zauberer von Maracanã
Brasilien zeigte fantastischen Fußball. Alle Experten waren begeistert und niemand zweifelte am Titelgewinn der Seleção. Gegen Schweden und Spanien spielten sich Ademir und Co. in einen wahren Torrausch. 13 Tore in zwei Spielen waren das Ergebnis. Uruguay spielte gegen Spanien 2:2 und auch gegen Schweden dauerte es bis zur 85. Minute, ehe Omar Miguez mit seinem Tor zum 3:2 die Titelhoffnungen der »Urus« am Leben hielt. Es gab zum entscheidenden Spiel zwischen Brasilien und Uruguay. Schon eine Unentschieden hätte Brasilien zum Titel gereicht.
Das Estádio Maracanã war vollkommen überfüllt. Knapp 200.000 Zuschauer wollten den Weltmeistertitel Brasiliens feiern. Daran zweifelte niemand. Auch die Anhänger Uruguays hatten nur geringe Hoffnung. Zu überlegen war das bisherige Auftreten der Brasilianer.
Brasilien ging von Anfang an zum Angriff über, doch die Verteidigung Uruguay stand in der ersten Hälfte bombensicher. Kurz nach der Pause schien das Spiel seinen erwartetem Ausgang zu nehmen. Ademir passte zu Friaca, der das viel umjubelte 1:0 für die Gastgeber markierte (47.). Brasiliens Coach Flavio Costa wollte nun defensiver spielen, doch seine Anweisungen erreichten die Mannschaft nicht. Die Brasilianer machten weiter Druck.
Dadurch hatten die uruguayischen Spieler viel Platz. Rechtsaußen Ghiggia nutzte seinen Freiraum immer besser und in der 66. Spielminute fiel der überraschende Ausgleich. Ghiggia nutzte einen Pass von Kapitän Obdulio Varela zur Flanke. Torjäger Juan Schiaffino köpfte zum 1:1.
Brasilien spielte weiter bedenkenlos nach vorne. Es gelang ihnen aber nicht, das entscheidende 2:1 zu machen. Von Minute zu Minute wurde Uruguay nun mutiger. Immer häufiger schalteten sich auch die Verteidiger mit ins Angriffsspiel ein. Es war aber wiederum Ghiggia der in der 79. Minute seinen direkten Gegenspieler Bigode zum wiederholten Male düpierte. Als die brasilianische Verteidigung eine Flanke erwartete, lief Ghiggia mit dem Ball Richtung Tor und traf genau zwischen Pfosten und Torhüter Barbosa.
Plötzlich herrschte Totenstille im weiten Rund. Brasilien war geschockt. Zehn Minuten später war Schluss und Uruguay war zum zweiten Mal Weltmeister. Den Siegern wurde in Montevideo ein Triumphmarsch bereitet. Trainer Juan Lopez war nur noch unter einem Namen bekannt: der Zauberer von Maracanã.
Pl. | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | Uruguay | 3 | 2 | 1 | 0 | 7:5 | +2 | 5:1 |
2. | Brasilien | 3 | 2 | 0 | 1 | 14:4 | +10 | 4:2 |
3. | Schweden | 3 | 1 | 0 | 2 | 6:11 | −5 | 2:4 |
4. | Spanien | 3 | 0 | 1 | 2 | 4:11 | −7 | 1:5 |
9. Juli 1950 in Rio de Janeiro | |||
Brasilien | – | Schweden | 7:1 (3:0) |
9. Juli 1950 in São Paulo | |||
Uruguay | – | Spanien | 2:2 (1:2) |
13. Juli 1950 in Rio de Janeiro | |||
Brasilien | – | Spanien | 6:1 (3:0) |
13. Juli 1950 in São Paulo | |||
Uruguay | – | Schweden | 3:2 (1:2) |
16. Juli 1950 in São Paulo | |||
Spanien | – | Schweden | 1:3 (0:2) |
16. Juli 1950 in Rio de Janeiro | |||
Brasilien | – | Uruguay | 1:2 (0:0) |
WM 1950 - Statistik
Zuschauerzahlen: 1.015.226
Tore: 88 in 22 Spielen (4 pro Spiel)
Die besten Torschützen:
- 8 Tore: Ademir (Brasilien)
- 5 Tore: Míguez (Uruguay)
- 4 Tore: Basora, Zarra (beide Spanien)
- 3 Tore: 4 Spieler
- 2 Tore: 12 Spieler
- 1 Tor: 25 Spieler
Eigentore: Parra (Spanien)
Meisten Tore in einem Spiel:
Ademir (Brasilien), 4 Miguez (Uruguay), Cremaschi (Chile) je 3
Elfmeter: 3 (3 verwandelt)
WM-Elf:
Tor: Máspoli (Uruguay)
Abwehr: Augusto (Brasilien), Martías González (Uruguay), Andrade (Uruguay)
Mittelfeld: Varela (Uruguay), Tejera (Uruguay), Ghiggia (Uruguay), Zizinho (Brasilien)
Sturm: Ademir (Brasilien), Schiaffino (Uruguay), Chico (Brasilien)
Trainer: López (Uruguay)